Dr. Alexandre Strasny 
_______________  DER KLEINE HEILPRAKTIKER   _______________
Ein Handbuch für passionierte Heilpraktiker und beharrliche Patienten  

Inhalt  
Krank geworden    Woher die Krankheiten kommen   Diäten   Reinigung   Phytotherapie  Physiotherapie    Akupressur   Selbst ist der Bioenergetiker   Yoga  
Dann gehe ich mal zum Heilpraktiker
     Alternativen Diagnostik  
Akupunktur    Massage   Manuelle Therapie    Psychotherapie    Homöopathie   
Bioenergotherapie    Ganz alternative Methoden

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Dann gehe ich mal zum Heilpraktiker

 
Im vorigen Kapitel haben wir über verschiedene Methoden gesprochen, wie man sich selbst zu Hause kurieren kann. Wenn Sie der Ausdruck „sich selbst kurieren“ irritiert, dann sagen wir „sich selbst gesund machen“. Aber da ich Realist bin, nehme ich an, dass viele Leser das vorige Kapitel überspringen werden („das lese ich später einmal“). Andere werden es lesen, aber keine der vorgeschlagenen Behandlungen vornehmen („das mache ich irgendwann mal“) und nur die wenigsten werden meine Ratschläge regelmäßig befolgen.

 Warum ist das so? Weil die einen „zu wenig Zeit“ haben, um sich mit ihrer Gesundheit zu beschäftigen, die anderen haben kein Vertrauen in die einfachen Hausmittel und die dritten meinen, dass eine Behandlung derjenige durchführen soll, der sich damit auskennt.

Der letzte Standpunkt ist immerhin logisch. Wollen wir uns also an einen Fachmann wenden.

Es gehört nicht zu den Themen dieses Buches, wie man einen Hausarzt findet. Dabei gibt es in der Regel keine Probleme. Aber die Frage: „An welchen Heilpraktiker soll ich mich wenden?“ bereitet viele Schwierigkeiten.

Damit Sie bei dieser Frage nicht stecken bleiben, möchte ich Ihnen in diesem Kapitel die „Küche“ der Heilkunst von innen zeigen. Ich möchte Ihnen außerdem etwas davon berichten, was die Heilpraktiker gerne geheim halten.

 

Wenn Sie sich an einen Heilpraktiker wenden wollen

- Sie können an einen Scharlatan geraten.

- Jeder Heilpraktiker kann Ihnen zumindest bei irgendetwas helfen.

- Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sie zwar Geld ausgeben, aber dennoch nichts für Ihre Gesundheit erreichen.

- Es ist nicht ausgeschlossen, dass es Ihnen doch gelingt, „Gesundheit zu kaufen“.

- Es ist möglich, dass Sie sich an Ihren Heilpraktiker „binden“ werden.

- Sie werden einen Heilpraktiker finden, der Ihnen auch künftig helfen wird.

- Man kann nicht nachprüfen, ob der Heilpraktiker Sie geheilt hat oder ob die Krankheit von alleine vergangen ist.

- Ja und? Hauptsache, die Krankheit ist weg.

 

Hilft es oder hilft es nicht?

 
Wem soll man eigentlich glauben? Die einen sagen, dass die Heilkunde eine reine Hochstapelei sei, die anderen meinen, dass die Heilpraktiker jede Krankheit heilen könnten, sogar Krebs. Den einen hilft er, den anderen nicht.

 Können Heilpraktiker mir persönlich helfen? Wenn ja, jeder von ihnen oder nur der „beste“? Vielleicht werde ich nur mein Geld vergeuden? Und was, wenn es noch schlimmer wird?

 Ungefähr solche Fragen werden Sie beschäftigen, wenn Sie beschließen, zu einem Heilpraktiker zu gehen.

„Hilft es oder hilft es nicht“ – das ist die wichtigste Frage. Ihnen kann es eigentlich egal sein, was der Heilpraktiker mit Ihnen macht, nicht wahr (Hauptsache, es tut nicht weh). Für Sie ist es wichtig, wieder gesund zu werden und sich wohl zu fühlen! Je länger, desto besser.

Lassen Sie uns klären, was als gutes Ergebnis einer Therapie gelten kann.  

Die beste Variante ist natürlich die vollständige Genesung: Das bedeutet, dass bei Ihnen mindestens fünf Jahre lang keine Symptome mehr auftreten und durch ärztliche Untersuchungen keine Störungen mehr festgestellt werden können – das Röntgenbild zeigt, dass die Lungenentzündung abgeklungen ist, die Endoskopie ergibt, dass das Magengeschwür verschwunden ist, und durch die Ultraschalluntersuchung können die früher diagnostizierten Nierensteine nicht mehr gefunden werden. Fünf Jahre gelten in der Schulmedizin allgemein als eine Frist, nach der die Schlussfolgerung erlaubt ist, dass eine völlige Genesung eingetreten ist.

Die „beste Variante“ kommt sowohl in der Schulmedizin als auch in der alternativen Medizin relativ häufig vor. Aber die meisten Patienten haben Krankheiten, die man nicht vollständig heilen kann.

 

Was lässt sich heilen?

Migräne, Schlaflosigkeit, chronisches Erschöpfungssyndrom, Hexenschuss, Bandscheibenvorfall, Unterschenkelgeschwür, Entzündungen (Lungenentzündung, Bronchitis, Magenschleimhautentzündung, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, der Eierstöcke u. a.). Unter günstigen Umständen können Bronchialasthma, Verstopfung, Ekzeme und viele andere Beschwerden vollständig geheilt werden.

 

Was ist „unheilbar“?

Ich habe dieses Wort absichtlich in Anführungszeichen gesetzt, damit nicht der Eindruck entsteht, es sei hoffnungslos, schwere, „unheilbare“ Krankheiten zu behandeln.

Auch wenn eine Krankheit nicht vollständig geheilt werden kann, dann lässt sich zumindest ein dauerhafter Rückgang der Krankheitserscheinungen erreichen – während dieser Zeit bricht die Krankheit nicht aus und man spürt auch keine Symptome.

Typische Fälle gesundheitlicher Störungen, bei denen man nicht mit einer vollständigen Genesung rechnen sollte, aber bei denen sich ein Rückgang der Krankheitserscheinungen erreichen lässt, sind: Osteochondrose, hormonale Störungen, Diabetes in leichter Form, Nieren- und Gallenblasensteine, Herzbeklemmung, Hypertonie, Arthritis und Artrose, verschiedene Arten der Immunitätsschwäche und Allergien. Sogar bei Krebskranken, die nicht operiert werden können, kann eine Besserung von unterschiedlicher Dauer auftreten.

Welche Krankheiten lassen sich aber überhaupt nicht mit alternativen Heilmethoden behandeln? Bei welchen Erkrankungen braucht man das gar nicht erst zu versuchen? Das sind nur wenige, wie zum Beispiel Erbkrankheiten: Downsyndrom, Herzfehler oder Hämophilie. Schuppenflechte und Sehstörungen lassen sich nur schwer behandeln, obwohl ich und manche meiner Kollegen Fälle hatten, bei denen das Sehvermögen um zwei und mehr Dioptrien besser wurde.

Die Frage „hilft es oder nicht“ ist also nicht eindeutig zu beantworten. Um es zu erfahren, muss man es auf jeden Fall ausprobieren. Den leidenschaftlichsten und stärksten Patienten aber möchte ich raten, sich ein Beispiel am Frosch zu nehmen, dessen Geschichte ich nachstehend erzähle.

Ein Frosch überquerte einmal eine vom Regen aufgeweichte Fahrrinne und blieb im Schlamm stecken. Er versuchte herauszukommen, aber es gelang ihm nicht. Er probierte alles Mögliche - vergebens. Seine Freunde kamen zu Hilfe, gaben ihm Ratschläge, riefen verschiedene „Fachleute für Herauskommen aus Schlamm“, brachten ihm Mücken und Fliegen zum Essen und taten alles, was in ihrer Macht stand, aber der Frosch blieb trotzdem in der Fahrrinne stecken. Betrübt und enttäuscht überließen sie den Frosch seinem Schicksal.

Am nächsten Tag kamen sie wieder, um ihn zu beerdigen. Sie dachten ja, dass er schon tot sei. Wie groß war ihre Verwunderung, als sie ihn  fern der Straße springen sahen.

„Das ist ja ein Wunder! Wie bist du denn da herausgekommen? Wer hat dir dabei geholfen?“ fragten sie.

„Ich habe mich da selbst herausgeholt“, antwortete der Frosch.

„Du hast eine erstaunliche Willenskraft.“ Seine Freunde blickten ihn respektvoll an. Und der Frosch atmete tief durch:

„Es kam ein Lastwagen und ich musste einfach herausspringen, ob ich konnte oder nicht.“

 

Behandlungsergebnisse aus der Sicht des Heilpraktikers

Wissen Sie, welcher Meinung die meisten Heilpraktiker bezüglich ihrer Arbeit sind? Dass sie 100 Prozent der Krankheiten heilen können. Einfach alle! Die „objektiveren“ Heilpraktiker nennen 80 Prozent.

Ist das wirklich so?

Kommen wir nochmals auf den Begriff Heilung zurück. Da man von einer Heilung nur dann sprechen kann, wenn fünf Jahre lang keine Anzeichen der Krankheit mehr auftreten, dann lassen Sie uns den Begriff Heilung ganz vergessen, um uns nicht selbst zu täuschen. Ich erkläre warum.

Praktisch kein Heilpraktiker beobachtet seine Patienten nach der Behandlung fünf Jahre lang. Deshalb können weder Heilpraktiker noch Patienten einen dauerhaften Krankheitsrückgang von einer vollständigen Genesung unterscheiden, von der unerfahrene Heilpraktiker bereits unmittelbar nach der Therapie sprechen. Steven Bratman, ein amerikanischer Heilpraktiker, schreibt in seinem Buch Alternativmedizin: „Eine Krankheit zu heilen ist nicht einfach. Unabhängig von der angewendeten Behandlungsmethode liegt bei schweren Fällen die realistische Zahl der Heilungen bei 10 bis 20 Prozent. 

Woher kommt dann diese Zahl von 100 Prozent? Lügen diejenigen, die sie nennen? Nein, sie glauben ganz ehrlich daran. Entschuldigen Sie meine Schärfe, aber es gibt einfach Dummköpfe, die nicht existierende Diagnosen erfinden und blind daran glauben, dass alles, was sie erfunden haben, Wahrheit ist, und dass sie die imaginären Beschwerden erfolgreich „geheilt“ haben.

Deshalb werden wir, wenn wir von Heilung sprechen, nicht vom Begriff der vollständigen Genesung ausgehen, sondern von vier Kriterien: 1. Verschwinden der Anzeichen der Krankheit; 2. Verbesserung; 3. keine Veränderung; 4. Verschlechterung.

Die 80 Prozent, welche die „objektiven“ Heilpraktiker nennen, liegen nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die Differenz zur Wahrheit besteht darin, dass mit 80 Prozent nicht die Genesungen, sondern die Fälle der Verbesserung des Gesundheitszustandes zu beziffern sind. Darunter kann eine Anzahl von Patienten sein, die tatsächlich vollständig geheilt werden konnten. Nur ist es unmöglich nachzuprüfen, wie hoch diese Zahl ist.

Gute Ergebnisse zu erzielen ist nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte.

Sogar ein Heiler, der wenig Wissen und Erfahrung hat, kann innerhalb einer kurzen Zeit einige positive Rückmeldungen sammeln, ohne sich dabei viel Mühe geben zu müssen. Warum? Weil nicht er heilt, sondern der Körper des Patienten sich selbst.

Damit Sie es sich besser vorstellen können, führe ich eine Ergebnisstatistik an. In den meisten Fällen umfasste die Therapie drei bis sieben Sitzungen, wobei verschiedene Behandlungsmethoden angewendet wurden: Akupunktur, bioenergetische Suggestion, Massage, Physiotherapie, Kräutertherapie und Homöopathie.

Gesamtzahl der Patienten

1.015

Merkliche Verbesserung

300 Patienten (30%)

Verbesserung

535 Patienten (52%)

Geringe Verbesserung

100 Patienten (10%)

Keine Veränderung

75 Patienten (7,5%)

Verschlechterung

5 Patienten (0,5%)

 

Können Heilpraktiker schaden?

Ja. Das passiert manchmal bei Behandlungen durch Manual- oder Akupunkturtherapeuten. Aber die bei der Behandlung entstandenen Komplikationen lassen sich in der Regel wieder beseitigen. Nicht wieder gutzumachen sind die Fälle, in denen ein selbstsicherer und unkundiger Heiler Sie davon überzeugen kann, sich nicht einer Operation zu unterziehen, die für Sie aber tatsächlich notwendig wäre. Deshalb gehen Sie also doch ein Risiko ein, wenn Sie sich an einen Heilpraktiker wenden. Die Chancen auf ein positives Ergebnis liegen dennoch viel höher als das Risiko. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass bei Ihnen, wie auch bei 75 von 1000 Patienten meiner Praxis, keine Veränderungen im Gesundheitszustand auftreten. Und die in meiner Statistik angeführten Verschlechterungen sind keine wirklichen Verschlechterungen, sondern die für die Alternativmedizin übliche, vorübergehende Exazerbation, welche die Patienten für einen Misserfolg halten.

Nun die Ergebnisse bei der Behandlung einzelner Krankheiten. Ich führe sie nicht deshalb an, um Werbung für mich zu machen (ich praktiziere schließlich in Ungarn, wo Sie mich kaum aufsuchen werden), sondern weil ich in noch keinem Buch eine objektive Ergebnisanalyse eines Heilkundigen gesehen habe.

 

Verschwinden von Symptomen

Verbesserung

Ohne Ergebnis

Verschlechterung

Stress, Anspannung

25%

70%

5%

0%

Müdigkeit, Asthenie

25%

57%

9%

0%

Kopfschmerzen

35%

58%

7%

0,4%

Schlafstörungen

25%

60%

15%

0%

Chronische Bronchitis

30%

58%

12%

0%

Bronchialasthma

25%

50%

25%

0%

Herzerkrankungen

30%

60%

10%

0%

Hypertonie

40%

45%

15%

0%

Magenerkrankungen

47%

45%

8%

0%

Darmerkrankungen

45%

38%

17%

0%

Gallenblasenbeschwerden

2%

42%

16%

0%

Nieren- und Harnblasenerkrankungen

30%

45%

25%

0%

Gynäkologische Beschwerden

3%

50%

17%

0%

Prostataentzündung

0%

60%

40%

0%

Immunitätsschwäche

 -

80%

20%

0%

Allergie

16%

64%

20%

0%

Hauterkrankungen

9%

64%

21%

6%

Wirbelsäulenerkrankungen

27%

56%

16%

0,4%

Arthritis, Artrose

16%

64%

18%

1,3%

Haarausfall

37%

37%

26%

0%

Hypochondrie

0%

65%

35%

0%

Zustand nach Hirnschlag

0%

93%

7%

0%

Rauchen

87%

 -

13%

0%

Bösartige und andere Tumoren

3%

89%

8%

0%

Leichter Grad der Debilität

0%

100%

0%

0%

Verschlechterung des Sehvermögens

0%

42%

58%

0%

Epilepsie

14%

86%

0%

0%

Gehörstörungen und Ohrgeräusche

0%

68%

32%

0%

Unterschenkelgeschwüre

42%

58%

0%

0%

Diese Zahlen liefern Ihnen eine Vorstellung davon, wie effektiv die alternative Medizin ist. Die Angaben anderer Ärzte unterscheiden sich natürlich von meinen. Bei einigen Erkrankungen sind sie besser, bei anderen möglicherweise schlechter. Ich träume davon, meine Ergebnisse mit den Ergebnissen anderer Heilpraktiker vergleichen zu können. Aber die Heilpraktiker führen solche Statistiken entweder nicht oder sie wollen sie nicht zur Schau stellen. Manchmal habe ich Berichte gelesen, dass die Tätigkeit eines Alternativmediziners einer ernsthaften medizinischen Überprüfung unterzogen wurde. Das Ganze ging aber niemals über allgemeine Phrasen hinaus.

 

Wovon hängt das Ergebnis der Behandlung ab?

Sowohl vom Heilpraktiker als auch vom Patienten. Es gibt drei Haupttypen von Heilpraktikern, die im Kapitel Wie man es vermeidet, an einen Scharlatan zu geraten behandelt werden. Jetzt aber wollen wir über Patienten sprechen. Man kann sie (Sie) mit Abstrichen in drei Gruppen unterteilen. 

1. Patienten, denen jeder Heilpraktiker helfen kann. Ja, ja, jeder, sogar ein unerfahrener. Bei diesen Patienten schlägt wirklich jede Behandlungsmethode an, sogar eine absurde. Was auch immer diese Patienten machen, sie erzielen gute Ergebnisse. Ihre Selbstregulierung reagiert schnell und leicht auf jede Behandlung. Ich liebe solche Patienten!

2. Patienten, die sich der Behandlung leicht widersetzen. Unbewusst natürlich. Menschen gewöhnen sich an ihre Krankheiten wie an einen altersschwachen Hund – egal wie er ist, es ist doch schließlich meiner. Es ist so, als ob das tückische Unterbewusstsein sagen würde: „Vielleicht werde ich mich ohne Krankheit langweilen.“ Heilkunde ist wie Hütchenspiel mit dem Unterbewusstsein des Patienten. Aber da das Unterbewusstsein mit Falschspielertricks arbeitet, lässt es sich nicht mit dem Verstand, sondern nur mit List bezwingen.

 3. Patienten, die sich der Behandlung heftig widersetzen. Selbstverständlich auch unbewusst. Sie profitieren von der Nicht-Genesung. Ihr Unbewusstes will stärker und cooler als der Heilpraktiker sein, ihn übertreffen.

Eines der Spiele, die von diesen Patienten gespielt werden, heißt: „Niemand kann mir helfen“. Manche wählen unbewusst nur schlechte Heilpraktiker. Sie gehen von einem zum anderen und demonstrieren stolz allen anderen Heilpraktikern, Verwandten und Bekannten, dass ihre Genesung „unmöglich“ sei.

Eric Berne, ein amerikanischer Psychologe, führt in seinem Buch Spiele der Erwachsenen zur Beschreibung dieser Patientengruppe das Spiel Psychiatrie an. Das Spiel läuft folgendermaßen ab: Das Bewusstsein des Patienten (nach Berne ist es der „Erwachsene“) spricht den Arzt an: „Ich bin zu Ihnen gekommen, um gesund zu werden!“ Sein Unbewusstes (das „Kind“) flüstert: „Sie werden mich nie heilen können. Dadurch lerne ich aber noch besser, einen Neurotiker zu spielen.“ 

Bei diesen Patienten dominiert nicht „Doktor, heilen Sie mich“, sondern „Doktor, Sie versuchen es nur, mir zu helfen“, worunter zu verstehen ist: „Es gelingt Ihnen nicht“.

Nun noch ein Trick, den das Unterbewusstsein im Kampf gegen Sie und den Heilpraktiker einsetzt. Während der Therapie versucht es, die Aufmerksamkeit nicht auf die Symptome zu lenken, die verschwunden sind, sondern nur auf die, die noch geblieben sind. Es kommt häufig vor, dass ein Patient zu mir kommt (und nicht nur zu mir) und siegessicher verkündet: „Herr Doktor, die letzte Behandlung hat mir nicht geholfen. Der Rücken tut mir immer noch weh.“ Dabei lächelt er hämisch. In solchen Fällen schaue ich in seine Karteikarte, auf der alle Beschwerden eingetragen sind, die er vor dem Beginn der Behandlung hatte. Dann sage ich ihm: „Ich glaube, dass Ihre Lendenschmerzen noch nicht vergangen sind. Sie haben aber auch über Schlaflosigkeit geklagt. Wie schaut es damit aus?“ Der Patient antwortet: „Jetzt schlafe ich gut.“ Meine nächste Frage: „Und was macht die Verstopfung?“ Der Patient: „Habe ich nicht mehr.“ Ich gebe mich befremdet: „Dann hat Ihnen die letzte Behandlung doch geholfen, oder nicht?“

Wissen Sie was dieser Patient darüber denkt.

Er bleibt davon überzeugt (vielleicht nicht mehr so fest wie am Anfang), dass die Behandlung doch nicht geholfen hat. Was die Schlaflosigkeit und die Verstopfung angeht, an denen er nicht mehr leidet, so sind sie seiner Meinung nach „von allein“ vergangen. Aber von Sitzung zu Sitzung wächst in ihm die Einsicht, dass die Symptome ausgerechnet während der Therapie „von alleine“ vergehen. Allmählich lässt er sich davon überzeugen, dass die Behandlung doch hilft.

Wenn Sie, sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, beabsichtigen, zu einem Heilpraktiker zu gehen, fragen Sie im Voraus sich selbst, ob Sie sich wirklich von ihm heilen lassen oder mit ihm Katz und Maus spielen wollen.

Man sollte aber auch nicht das Gegenteil spielen. Eric Berne erzählt von einem Fall, den er mit Bäuerin betitelte:

Ein Professor untersucht eine Bäuerin, die an Arthritis erkrankt ist. Er findet ihren Fall höchst interessant und führt die Kranke den Medizinstudenten vor. Er beschreibt die Krankheit nicht nur, sondern erklärt auch, wie sie zu behandeln sei. Diese ganze Prozedur erfüllt die Frau mit Ehrfurcht. Danach verschreibt der Professor der Bäuerin ein Rezept und erklärt nochmals, was sie alles machen müsse. Dann geht sie nach Hause. Sie holt aber dieses Rezept niemals ab. Erstens gibt es in ihrem Dorf keine Apotheke; zweitens würde sie dieses „Heiligtum“ niemals aus der Hand geben, auch wenn es eine Apotheke gäbe. Was die Behandlung selbst angeht, hat die Frau keine Möglichkeit sie auszuführen: Sie kann sich weder an eine Diät halten noch Wasserkuren durchführen. Sie lebt so weiter, wie sie schon immer gelebt hat, und leidet wie zuvor an Arthritis. Sie ist aber glücklich, weil sie allen erzählen kann, welch wunderbare Behandlung der große Professor ihr verordnet hat.

Viele Jahre danach, als der Professor durch dieses Dorf fuhr, sah er die Bäuerin wieder. Sie küsste ihm die Hände und bedankte sich für die wunderbare Behandlung, die er ihr vor vielen Jahren verordnet hatte. Der Professor war sehr geschmeichelt und bemerkte gar nicht, dass die Frau genau so stark hinkte wie damals.

Das ist aber ein einzigartiger Fall von „Genesung“. In Wirklichkeit fühlen sich die meisten Patienten nach der Behandlung tatsächlich besser.

 

Muss man glauben?

Ein Mythos lautet: „Glaubt man an die Behandlung, wird sie helfen, glaubt man nicht, hilft sie nicht.“

Also, ich erkläre hiermit kraft meiner Autorität, dass dieser Glaube ein Unsinn ist. Wenn Sie sagen, dass Sie an Heilkunde glauben und auch daran, dass sie Sie von allen Krankheiten befreien kann, lügen Sie, ohne es zu begreifen. 

Also gut! Sie sind „tatsächlich davon überzeugt“, dass Sie an Heilkunde glauben. Nur verhält es sich so, dass nicht Sie glauben, sondern Ihr Bewusstsein. Ihr Unterbewusstsein, das während der Behandlung die größte Rolle spielen wird, glaubt an nichts und niemanden.

Andererseits, wenn Sie sagen, dass Sie überhaupt nicht an die Heilkunde glauben dass sie nur eine Hochstapelei und Zeitverschwendung sei, sagen Sie wiederum die Unwahrheit, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn in der Tiefe Ihrer Seele haben Sie immer einen Funken Hoffnung – „vielleicht hilft es doch?“ Und ein Funke reicht durchaus, um nicht nur ein Munitionslager in die Luft zu jagen, sondern auch um gesund zu werden.

Ihr Glaube an die Heilkunde ist keine unabdingbare Voraussetzung für die Genesung.

Wenn ein Patient mehrfach wiederholt, dass er sehr, sehr an mich glaubt, werde ich stutzig. Denn ich weiß, dass in diesem Fall der Kampf nicht leicht sein wird. Wenn mich aber ein Patient nicht mit Komplimenten überschüttet und ehrlich sagt: „Ich glaube nicht!“, dann ist die Wirksamkeit der Therapie häufig viel größer, so merkwürdig das auch klingen mag.

  

Wie lange hält die Wirkung an?

Wie wir bereits erwähnt haben, wissen die Heilpraktiker das nur ungefähr. Denn wenn ein Patient sich gut fühlt, kommt er nicht mehr zu den Sprechstunden. Und wenn die Therapie nur kurzfristig geholfen hat, kommt er auch nicht wieder.

Von den Patienten, die mich regelmäßig besuchen oder denen ich manchmal zufällig auf der Straße begegne, weiß ich, dass bei denjenigen, die das Spiel „Niemand kann mir helfen“ nicht spielen, der Rückgang der Krankheitserscheinungen (abhängig von der Erkrankung) mindestens einige Monate, oft aber auch Jahre dauert. Ungefähr bei der Hälfte meiner Patienten, die sich nach der Behandlung gesund fühlten, kehren die Krankheitssymptome nie wieder zurück. Leider gelingt es nicht, andere Patienten vollständig von ihren Krankheiten zu heilen.

 

Was meine Patienten zu den Behandlungsergebnissen sagen

Ich schlage aufs Geratewohl eines der Hefte auf, die in meinem Warteraum ausgelegt sind, damit die Patienten ihre Meinung eintragen können. Ähnliche Eintragungen kann jeder meiner Kollegen aus seinen Heften zeigen.

Ich sollte wegen Gallenblasensteinen operiert werden. Im Krankenhaus wurden meine Schmerzen in der Brust und der Wirbelsäule sowie Bluthochdruck behandelt. Ich ging von Arzt zu Arzt – keiner konnte mir helfen. Ich setzte meine letzte Hoffnung auf Sie. Nach der zweiten Sitzung ereignete sich ein Wunder. Ich fühlte mich so glücklich wie nie zuvor. Nach der dritten Sitzung hatte ich das Gefühl, als ob ich nie an Magenschmerzen gelitten hätte. Ich habe keine Blähungen mehr und kann alles essen, was ich will. Besonders wirksam war die Energieübertragung – mein Körper ist wie neu. Nach der fünften Sitzung fühlte ich mich ganz gesund. Und das ist nicht nur meine Meinung – das bestätigten auch die Laboruntersuchungen.  (P.E.)

Viele Jahre hatte ich allergischen Schnupfen, und Sie haben mich mit drei Sitzungen wieder gesund gemacht. (W.B.)

Ich konnte mich von meiner zehnjährigen Alkoholsucht befreien. Ich fasse mich kurz: Bereits seit vier Jahren trinke ich keinen Alkohol mehr und spüre auch keinen Drang danach. Ich fühle mich wie neu. Ich bin wieder mit meinen Kindern und meiner Familie zusammen. (R.I.)

Meine Knieschmerzen hatten mich zu Ihnen geführt. Ich konnte fast nicht mehr laufen. Arbeiten war für mich unmöglich. Ich bin zwar erst 35 Jahre alt, aber ich fühlte mich, als ob ich behindert wäre. Bereits nach der zweiten Sitzung fühlte ich eine wesentliche Besserung. Und nach der vierten Sitzung hatte ich gar keine Schmerzen mehr. (B.F.)

Mein Sohn Peter ist acht Jahre alt geworden. Fast all diese Jahre liefen wir von Arzt zu Arzt. Die Diagnosen: schweres Asthma, Ekzeme und Haarausfall. Früher hatte ich nie an Wunder geglaubt. Das hat sich geändert. Nach Ihren Behandlungen ist von Asthma keine Spur mehr, die Haut ist rein geworden und das Haar wächst wieder! (A.W.I.)

Hätte ich mich nicht an Sie gewendet, wäre ich mit Sicherheit schon tot. (P.G.)

Wenn diese Ergebnisse Illusionen sind, was ist dann Realität?

Ich möchte Ihnen noch eine kurze Geschichte erzählen. In diesem Fall handelt es sich um eine „erfolglose“ Behandlung.

Einmal kam eine Dame im Alter von ungefähr 35 Jahren zu mir. Sie präsentierte sich ernst und „korrekt“. Sie beschwerte sich über den ständigen Juckreiz an der Kopfhaut. Sie war bereits vielmals von Hautärzten untersucht worden, die aber nichts hatten „finden können“. Sie hatten ihr verschiedene Salben, Umschläge und anderes Zeug verschrieben. Leider hatte es nichts geholfen.

„Wenn bei ihr nichts festgestellt werden konnte, dann sind das bestimmt die Nerven“, dachte ich. Aus meiner Praxis kannte ich schon ähnliche Fälle. Dann behandelte ich sie. Aber nach ein paar Tagen kam sie wieder und erklärte, dass die Behandlung ihr nicht geholfen hätte. Ich wurde argwöhnisch. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich der Behandlung widersetzte – es musste also andere Ursachen geben.

Da versuchten wir, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Wie oft waschen Sie sich in der Woche die Haare?“ fragte ich.

„So wie es sich gehört: Ein Mal in drei Wochen“, antwortete sie (?!).

„Und…“, fragte ich, „spüren Sie den Juckreiz gleich nach dem Waschen oder erst einige Zeit später?“

„Nein“, sagt sie, „nach dem Waschen juckt der Kopf vier Tage nicht, aber dann geht´s los.“

„Dann“, sagte ich, „waschen Sie sich die Haare jeden fünften Tag. Das ist das einzige Mittel, das Ihnen helfen kann. Meine Hilfe brauchen Sie nicht.“

„Ich habe aber gelesen, dass das schaden kann“, sagte die Dame zum Schluss und bat mich, die Behandlung fortzusetzen. Ich lehnte es ab. Sie war beleidigt und machte sich auf die Suche nach einem umgänglicheren Heilpraktiker.

 

Was Hodscha Nasreddin von Behandlungsergebnissen hält

Die Frau des Mullahs Nasreddin war krank und wurde operiert. Ein Nachbar fragte Nasreddin:

„Wie geht es deiner Frau? Ist sie schon aus dem Krankenhaus zurückgekommen?“

„Nein“, antwortete er.

In diesem Moment kam die Frau von Nasreddin aus dem Haus.

„Hodscha, du hast gelogen!“, rief der Nachbar. „Ich sehe, dass deine Frau schon längst wieder zu Hause ist!“

„Ja und? Aber sie spricht immer noch davon.“

 
 

Wie man es vermeidet, an einen Scharlatan zu geraten

 

           Wer glaubt, dass Arzt und Schuhmacher das gleiche ist,
           der soll sich beim Schuster behandeln lassen.
           Und wenn er kein Geld mehr hat, dann kann er zum Arzt gehen.

                                                         Aus einem Notizbuch meines Vaters.

Um zu verstehen, was ein Scharlatan ist, rufen wir uns ins Gedächtnis, wer so bezeichnet wurde. Laut Bibel verbreiteten die Pharisäer Gerüchte darüber, dass Christus „im Namen des Fürsten der Hölle heilt“. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, wurde zu seiner Zeit als Scharlatan gebrandmarkt. Doktor Mesmer wurde aus Wien verjagt und Sigmund Freud immer wieder verspottet.

Wenn schon die Großen so behandelt werden, womit können dann die anderen rechnen? Denn jeder Skeptiker, der sich mit der Heilkunde überhaupt nicht auskennt, kann jeden als Scharlatan bezeichnen. Scharlatan ist ein bequemer Begriff, um auszudrücken, dass einem ein Heilpraktiker unsympathisch ist.

Vielleicht ist die ganze alternative Medizin wirklich nur eine große Quacksalberei? Vielleicht haben die Skeptiker Recht? Urteilen Sie selbst: Akupunktur-Ärzte behandeln irgendwelche mystische Punkte am Körper, die nicht einmal mit Hilfe eines Elektromikroskops festgestellt werden können. Bioenergetiker operieren mit irgendeinem mystischen Feld, einer Aura, die auch mit keinen Geräten registriert werden kann und die sie eher selbst erfunden haben. Homöopathen verdünnen ihre Heilmittel so stark mit Wasser, dass im Präparat nicht einmal ein einziges Molekül des Wirkstoffes übrig bleibt, nach dem sie das Mittel benennen. Die Homöopathen sind aber noch nicht ganz so schlimm im Vergleich zu den Manualtherapeuten: Keiner von ihnen ist in der Lage, wenigstens einen banalen Bandscheibenvorfall zu beheben! Jede Röntgenuntersuchung kann das bestätigen! Der arme Patient wird von diesen Scharlatanen um den Finger gewickelt!

Ungefähr so argumentieren die Befürworter der Schulmedizin und die Gegner der Alternativmedizin. 

Die alternativen Heilverfahren sind gerade deshalb alternativ, weil sie sich nicht logisch erklären lassen. Sie haben ihre eigenen Regeln. Zum Betrug oder zur Kurpfuscherei werden sie nur dann, wenn jemand, der kaum Ahnung von der Behandlung und keine praktischen Erfahrungen hat, sich selbst zum Heilpraktiker ernennt. Es gelingt ihm sogar, auf irgendeine Weise an ein Zeugnis zu kommen. In den zwei Jahrzehnten meiner Erfahrung mit der Heilkunde begegnete ich Akupunktur-Ärzten, die nur einige Punkte kannten, Homöopathen, die ihren Patienten immer die gleichen Rezepte verschrieben, heilenden Predigern, die sich selbst zum Priester geweiht hatten, und sogar Ärzten, die in ihrer Praxis auf einmal alternative Heilmethoden anboten, ohne sich die Mühe gegeben zu haben, sich gründlich zu informieren, was das eigentlich ist.

Es gibt eine Methode, die von philippinischen Wunderheilern angewendet wird. Das ist reiner Betrug. Sie geben vor, die Patienten von Tumoren oder anderen „überflüssigen“ Bildungen zu „heilen“. Angeblich operieren sie ohne Messer und „ziehen die Krankheiten heraus“. Kameras haben schon „dokumentiert“, wie die Hände eines Heilers in den Körper eindringen und blutbeschmiert etwas herausziehen.

Was ist das? Ein Wunder?

Nein. Fingerfertigkeit. Eine Show.

Vielleicht ist es doch wahr? Vielleicht hat sich der Autor nicht gut genug mit dem Thema auseinandergesetzt und verleumdet begabte Heiler? Vielleicht ist er neidisch, weil er selbst so was nicht kann?

Doch, ich kann das. Ich habe das nicht nur ein Mal in Fernsehsendungen vorgeführt. Ich musste aber die Zuschauer enttäuschen, weil ich ihnen ehrlich erklärte, wie das gemacht wird.

Die Untersuchung der Tumoren, die von philippinischen Heilern entfernt wurden, hat gezeigt, dass es sich nicht um menschliches Gewebe, sondern um Organe von Nutztieren handelte: von Hähnen, Schweinen oder Kaninchen. Vor der „Operation“ drücken die Heiler die Organe dieser Tiere in der Faust zusammen und zum richtigen Zeitpunkt „ziehen“ sie diese vor den Augen des begeisterten Publikums „aus dem Körper heraus“. In meiner Heimatstadt praktiziert auch so ein „Fachmann“. Seine Nachbarin hat mir im Vertrauen erzählt, dass er vor seinen Sprechstunden auf den Markt geht, ein paar Kilo Schweineleber kauft, sie dann in kleine Stückchen schneidet und einfriert. Während der Behandlung zieht er sie aus den Patienten heraus. Das Blut tropft nicht in Folge der Operation, sondern weil die eingefrorenen Stückchen Leber in der Faust auftauen.

Kann man das vielleicht als Kunststück bezeichnen – und nicht als Betrug?

Nein, das darf man nicht. Denn ein Zauberkünstler sagt im Voraus, dass er Kunststücke vorführen wird. Diese Wunderheiler aber versuchen, ihre Tricks für wahr zu verkaufen.

Warum „mögen“ sie Krebskranke besonders?

Weil ein Mensch, der erfährt, dass er Krebs hat, zu allem bereit ist. Alle seine Ersparnisse verlieren ihren Wert. Häufig sind diese Menschen für eine Hoffnung auf Heilung bereit, jeden Betrag zu zahlen oder sogar ihr Haus zu verkaufen. Das nutzen die Banditen aus, die „ohne Messer operieren“.

Kann man das als Scharlatanerie bezeichnen?

Ja. Aber leider ist das nicht so eindeutig. Manchen Patienten helfen diese Heiler doch. Tatsächlich können sie nicht nur eine Erkrankung heilen, sondern auch den Tod abwenden! Aber selbstverständlich nicht dadurch, dass sie dem Patienten einen Tumor herausziehen, sondern dadurch, dass bei ihm die Selbstregulierung zu funktionieren beginnt, die mittelbare Suggestion. Er beginnt zu glauben, dass man ihm die Krankheit herausgenommen hat.

So ist die Methode der philippinischen Heiler einerseits reiner Betrug, andererseits aber so etwas wie eine „fromme Lüge“.

Anders sieht es aus mit den unerfahrenen Heilpraktikern, die erst anfangen zu praktizieren. Sie sind zwar keine Scharlatane, aber auch noch keine bewährten Fachleute. Sollte man diese Anfänger unter allen Umständen meiden?

Auch in diesem Fall ist das nicht ganz eindeutig. In einer Rehabilitationsklinik in Kiew arbeiteten zwei Krankenschwestern. Um einen hoffnungslosen, von den Ärzten abgeschriebenen Kranken durch die Nacht zu bringen und ihn nicht sterben zu lassen, stellten sie sich an seinen Kopf und seine Füße und breiteten über ihn ihre Hände aus. So entstand ein gewisses Feld, das die Seele des Kranken nicht wegfliegen ließ. Auf diese Weise retteten sie ihn öfters. Dabei handelten diese Krankenschwestern intuitiv. Sie hatten keine entsprechende Ausbildung und nur eine „alltägliche“ Vorstellung von den Gesetzen der Bioenergie. Andere Ärzte der Klinik versuchten immer, mit ihnen zusammen Dienst zu haben! Denn wenn die beiden Dienst hatten, starb niemand!

Sind die beiden Krankenschwestern nun Scharlatane? Ich glaube, dass niemand sie mit dieser Bezeichnung brandmarken würde.

 

Herr Heilpraktiker! Ihren Ausweis, bitte!

Wie professionell Ärzte arbeiten, beurteilt man oft danach, ob sie fleißig an der Universität studiert haben, ob sie regelmäßig an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen, ob sie regelmäßig die Fachliteratur lesen usw. Ihren Fähigkeiten wird eine zweitrangige Bedeutung eingeräumt.

Bei Heilpraktikern ist es anders. Hier hilft kein fleißiges Lernen. Da braucht man Talent. Oder zumindest einen ganz kleinen göttlichen Funken. Damit stattet der Herr leider nicht alle aus. Wenn es auf die Behandlung ankommt, stellt sich häufig heraus, dass die populärsten Heilpraktiker die schlechtesten und unfähigsten Fachleute sind. Ihre ganze Begabung besteht darin, für sich selbst eine tolle Werbung zu machen.

Keiner, nicht einmal ein unerfahrener Heilpraktiker wird sich als mittelmäßiger Fachmann bezeichnen. Doch, jemand schon: eine Hausfrau, die gerade einen einwöchigen Kurs mitgemacht hat. Jeder Heilpraktiker aber wird Ihnen sagen, dass er der beste sei! Er sei ein einmaliger Spezialist! Niemand in der Welt könne sich mit ihm messen. Er wird Ihnen bestimmt eine farbige, mit Schleifen geschmückte Urkunde zeigen, auf der schwarz auf weiß steht, dass Sie es mit einem Genie zu tun haben, mit einem Fachmann „internationalen Niveaus“, der sein Praktikum bei Hippokrates selbst gemacht hat.

Glauben Sie ihm nicht. Denn keine Zeugnisse und keine Urkunden bestätigen seine Qualifikation.

 

Es gibt keine Papiere, die das Können eines Heilpraktikers bestätigen können.

Es gibt jedoch eine amtliche Erlaubnis, mit der - grob gesagt – bestätigt wird, dass diese bestimmte Person nach Meinung des Gesundheitsamtes kein Idiot ist und dass man sie auf die Menschheit loslassen kann.

Wenn Sie zu einem Heilpraktiker gehen, vergewissern Sie sich, dass er eine amtliche Erlaubnis zur Ausübung dieser Tätigkeit besitzt.

Sie können sagen, es sei irgendwie peinlich, ihn als erstes aufzufordern: „Herr Heilpraktiker! Ihren Ausweis, bitte!“ Das wäre ja so ähnlich wie sich von einem Taxifahrer den Führerschein zeigen zu lassen. Andererseits, wenn Sie Verdacht schöpfen, dass da etwas nicht stimmt, dann steigen Sie entweder aus oder Sie vergewissern sich, dass er das Dokument auch wirklich besitzt. Wenn ein Heilpraktiker diese Erlaubnis hat, dann ist es letztendlich in seinem Interesse, diese in seinem Behandlungsraum so auszuhängen, dass man sie sieht – damit keine überflüssigen Fragen auftauchen.

 

Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen, Herr Heilpraktiker?

Natürlich werden Sie diese Frage in der Sprechstunde nicht stellen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, versuchen Sie dennoch, zum Beispiel durch Ihre Bekannten oder auf eine andere Weise, herauszufinden, wie dieser Mediziner zur Heilkunde kam.

Jeder geht seinen Weg. Es gibt aber allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten. Nehmen wir einige davon unter die Lupe.

Erste Variante. Ein Mensch, der oft medizinische Hilfe braucht, wird früher oder später von der Medizin enttäuscht sein und beschließen, seine Behandlung in die eigenen Hände zu nehmen. Zuerst liest er Fachliteratur. Dann macht er eine Heilpraktiker-Ausbildung in der Hoffnung, sich selbst heilen zu können. Ungefähr jeder Dritte ist nach dieser Ausbildung tatsächlich in der Lage, seine Gesundheit oder die Gesundheit seiner Nächsten um einiges zu verbessern (und das ist immerhin schon etwas). Jeder Hundertste aber geht weiter, belegt weitere Kurse und beginnt dann, die Heilkunde professionell auszuüben, was heißt, dass er für seine Arbeit Geld verlangt.

Zweite Variante. „Nase voll von der Arbeit, zu niedriger Lohn und überhaupt: Es ist an der Zeit, etwas auf die Beine zu stellen. Ich habe versucht, eine Stelle bei einer ernsthaften Firma zu bekommen – vergebens. Ich habe versucht, mich im Handel umzutun – klappt nicht. Vielleicht werde ich Heilpraktiker? Das machen jetzt viele. Vielleicht habe ich sogar eine Begabung dazu?“

So wird man zu einem Heilpraktiker, der an seinen Geldbeutel denkt und nicht an die Gesundheit seiner Patienten.

Dritte Variante. Es gibt Menschen, die ohne Hobby nicht leben können. Was auch immer sie tun, sie erreichen ein hohes Niveau. Das kann zum Beispiel Autoreparieren oder die Kochkunst sein, Malerei, Schneiderei, Fremdsprachen, Computer oder sonst irgendetwas, zum Beispiel die Heilkunde. Das Hobby verwandelt sich entweder mit der Zeit in einen Beruf, oder es bleibt auf hohem Niveau ein Hobby.

Dieser Weg zur Heilkunde ist besser als die ersten beiden, aber er hat auch seine Nachteile. Erstens: Um sich im Bereich der Medizin zu betätigen, muss man unbedingt entweder ein Medizinstudium oder zumindest eine Berufsfachschule abschließen und danach ein mehrjähriges Praktikum unter Anleitung von Spezialisten ablegen. Zweitens: Ich kenne viele herausragende Persönlichkeiten, die Berge von Büchern gelesen und Dutzende von Kursen abgelegt haben, die sich mit der Materie theoretisch ganz gut auskennen und sogar ein dickes Buch über die Heilkunde schreiben oder promovieren könnten. Sie sind aber leider Theoretiker geblieben, die mit der praktischen Behandlung nicht zurechtkommen.

Vierte Variante. Familientradition. Die echten Volksheiler wie Knocheneinrenker, Kräuterkundige, Wahrsagerinnen oder Zauberer haben diese Beschäftigungen von Kindheit an vor Augen und übernehmen die Heilmethoden von ihren Eltern oder Verwandten. Wichtig ist, diese Kunst nicht im Klassenzimmer zu erlernen, sondern direkt vom Meister. Man muss bei den Behandlungen dabei sein, um seine Erfahrung, Wissen und Methoden richtig kennen zu lernen.

Fünfte Variante. Eine angeborene Begabung, die sich plötzlich und unerwartet offenbart. Diese Variante ist ziemlich selten. Dagegen kommt es viel öfter vor, dass jemand mit seinem „Naturtalent“ wirbt, das er in Wirklichkeit nicht besitzt

Sechste Variante. Ein Arzt, der mehrere Jahre der Schulmedizin gewidmet hat, bekommt das Gefühl, dass für eine umfassende Behandlung Medikamente allein nicht ausreichen. Deshalb macht er sich mit der Akupunktur, Homöopathie, Manualtherapie oder anderen Methoden vertraut.

Die siebte, achte oder zwanzigste Variante sind Einzelfälle, die auch ihre Existenzberechtigung haben, die aber viel seltener vorkommen als die sechs bereits erwähnten.

Welchen Heilpraktiker soll man bevorzugen? Irgendeinen, nur nicht denjenigen, der noch vor einem Jahr im Bergwerk arbeitete, seine Arbeit verloren hat und zum „Heilpraktiker“ geworden ist.

 

Herr Heilpraktiker, wozu brauchen Sie den Schlüsselbund und einen Hauptschlüssel?

Um eine Tür aufzuschließen, braucht man einen Schlüssel. Um mehrere Türen auszuschließen, braucht man mehrere Schlüssel. In unserem Fall ist die Tür der Patient, den man aufschließen muss, um aus ihm die Krankheit herauszuholen. Und der Schlüssel ist die Behandlungsmethode. 

Alternativmediziner und Heiler lassen sich in drei Typen einteilen.

1. Diejenigen, die in jede Tür immer nur denselben Schlüssel stecken. Das bedeutet, dass dieser Fachmann nur eine Heilmethode beherrscht, die er bei allen Patienten und bei allen Krankheiten anwendet.

2. Diejenigen, die mehrere Schlüssel haben. Sie waren nicht zu faul dazu, mehrere Heilmethoden zu erlernen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Heilpraktiker Ihnen hilft, ist höher als im ersten Fall. Er wird den Schlüssel einsetzen, den gerade Sie brauchen, und in Ihr Schloss nicht irgendeinen Unsinn stecken.

3. Diejenigen, die für besondere Türen einen besonderen Schlüssel besitzen. Eine besondere Tür ist ein Patient mit einer besonderen Erkrankung. Hier wird kein beliebiger Fachmann benötigt, sondern einer, der weiß, wie man diese bestimmte Störung heilen kann: Stottern, nächtliches Bettnässen, Phobien, Alkoholismus, Rauchen oder Bandscheibenleiden. Diese Heilpraktiker arbeiten nicht mit allen Patienten, sondern nur mit denjenigen, die unter ihr Spezialgebiet fallen. Ich persönlich traue diesen Menschen viel mehr als denjenigen, die alles Mögliche heilen.

Und wozu dient der Hauptschlüssel?

Der Hauptschlüssel entspricht der Bekanntheit eines Heilpraktikers. Wir haben bereits davon gesprochen, dass nicht jeder Heilpraktiker, der gerade in Mode ist, unbedingt der beste sein muss. Nichtsdestoweniger ist die Psyche so beschaffen, dass eine wesentlich größere Zahl von Patienten genau die Fachleute aufsucht, die einen guten Ruf genießen. Ein gutes Behandlungsergebnis erreicht der Heilpraktiker nicht nur durch großes Wissen, Erfahrung oder Begabung. Allein die Tatsache, dass ein Patient einen Heilpraktiker aufsucht, ist bereits ein Impuls für seinen Selbstheilungsmechanismus. Das ist normal und da gibt es nichts, wofür man sich schämen müsste.

 

Bitte erheben Sie sich!

Hier haben wir es aber mit keinem Amts- oder Landgericht zu tun, sonder mit einem ethischen. Gott hat den Menschen mit einer Reihe positiver und negativer Eigenschaften ausgestattet. Eine Person kann man sich als ein mit einer Flüssigkeit gefülltes Gefäß vorstellen. Diese Flüssigkeit besteht aus drei Schichten: Ganz unten ist der Satz, in der Mitte trübes und ganz oben reines, klares Wasser. Nur die Gewohnheit des Menschen, Wasser von einer bestimmten Schicht der Flüssigkeit zu trinken, oder, sagen wir, nur in der oberen, reinen Schicht zu schwimmen, weist uns darauf hin, ob dieser Mensch „rein“ oder „schmutzig“ ist. Dabei sprechen wir jetzt nicht von der Verschlackung des Körpers mit Toxinen aus Luft, Nahrung oder Krankheiten, sondern nur von ethischer Verschlackung. In diesem Punkt unterscheiden sich die Heilpraktiker nicht im Geringsten von einer Reinigungskraft, einem Installateur oder Juristen, die Ihnen entweder eine Pfuscherei abliefern oder gute Arbeit machen. Bei manch anderen Berufen ist die Ethik eigentlich nicht so wichtig ist (wem wird schon einfallen, einem Künstler, Regisseur oder Pop-Star vorzuwerfen, dass sie sich nicht ethisch verhalten! Eher umgekehrt – je skandalöser, desto besser!). In der Heilkunde hingegen ist die Ethik das A und O.

In der alternativen Medizin äußert sich mangelnde Ethik durch drei Einstellungen:

- Man ignoriert seine eigene Inkompetenz („Ich bin der Beste und heile alles, sogar AIDS!“).

- Bewusste Lüge („Sie sind todkrank. Sie sind verhext worden! Sie haben Krebs! Aber machen Sie sich keine Sorgen – ich werde Sie schon heilen.“).

- Geld ist das wichtigste. („Her mit dem Geld! Geld!! Geld!!!“).

Die Kenntnisse jedes Arztes und jedes Heilpraktikers sind beschränkt. Niemand kann überall kompetent sein. Jeder Fachmann, der mit kranken Menschen arbeitet, sollte seine Grenzen kennen. Außerdem sollte er sich an die heilige Regel halten Primum non nocere, was bedeutet: vor allem keinen Schaden zufügen.

Mein Schullehrer hat mir eine Geschichte erzählt. Seiner Tochter ist eine eigenartige Verhärtung in der Brust aufgefallen. Nach der Untersuchung haben die Ärzte das Urteil gesprochen: Gutartiger Tumor, operieren. Da sie noch jung war, wollte sie nicht, dass ihre Brust entstellt wird, und sie wendete sich an eine Heilerin. Obwohl dieser Heilerin der ärztliche Befund bekannt war, sagte sie trotzdem, dass sie die junge Frau auch ohne Operation heilen könne. Sie verordnete der jungen Frau warme Umschläge und sagte ihr, dass sie in einem Monat wieder kommen solle. Nach einem Monat war der Tumor doppelt so groß geworden. Das störte die Heilerin nicht weiter. Sie verordnete der Patientin die „wirksamsten“ Mittel der Volksmedizin und sagte ihr, sie solle in einem Monat nochmals kommen. Und dann… Dann starb die junge Frau an Brustkrebs, der nicht mehr zu operieren war.

Ist das ein Einzelfall? Nein. Diese Verbrechen kommen laufend vor und werden aus einem unerklärlichen Grund nicht bestraft.

Zur Inkompetenz und offenkundigen Lüge gesellen sich auch noch marktschreierische Werbeaussagen, die man oft in Anzeigen lesen kann, zum Beispiel: „Heile erfolgreich Schuppenflechten, Diabetes, grauen Star, Krebs“. Andererseits werden in Bezug auf Krankheiten, die sich ganz einfach behandeln lassen, simple Leistungen wie medizinische Wunder angepriesen.

Was passiert, wenn nicht das Interesse am Behandlungsergebnis, sondern die Geldgier dominiert?

Ich erzähle Ihnen noch eine Geschichte.

Ein junger Geschäftsmann hatte während einer Geschäftsreise mit einer unbekannten Frau Geschlechtsverkehr. Danach hatte er zwar keine peinlichen Symptome, da er aber ein argwöhnischer Mensch war, beschloss er, sich untersuchen zu lassen. Ein Venerologe, der eine eigene Praxis hatte, teilte ihm nach der Untersuchung mit todernster Stimme mit, dass er keinen Grund zur Freude habe, bei ihm sei Syphilis festgestellt worden. Für die Behandlung verlangte er einen großen Geldbetrag. Der junge Mann sah sich gezwungen, alles seiner Frau zu erzählen – sie reichte die Scheidung ein.

Einer seiner Freunde legte ihm ans Herz, noch einen anderen Arzt zu konsultieren. Es stellte sich heraus, dass er keine Syphilis hatte – die Wassermann-Reaktion fiel negativ aus.

Dass der junge Mann keine Syphilis hatte, wusste auch der Venerologe. Aber wahrscheinlich brauchte er dringend Geld.

Ich habe Ihnen über zwei Fälle berichtet, die publik wurden. Aber wie viele ähnliche Fälle gibt es, die nie ans Tageslicht gekommen sind.

Die Geldgier im Medizinbetrieb zeigt sich an den unzähligen Verordnungen von überflüssigen Behandlungen und am „Binden“ eines Patienten an die eigene Praxis, wenn er eigentlich zu einem Arzt einer anderen Fachrichtung überwiesen werden sollte. Auf die Verordnung überflüssiger Behandlungen braucht man nicht ausführlich einzugehen. Das Festzurren der Patient-Praxis-Bindung aber ist zur Normalität geworden. Ein mir bekannter Arzt, der sein Praktikum als Assistenzarzt in Deutschland machte, hat einen solchen Fall selbst miterlebt. Ein Patient kam wegen seiner Nierenkolik immer wieder zu den Sprechstunden. Über Monate hinweg wurden ihm Medikamente verschrieben, die seinen Zustand in keinerlei Weise verbesserten. Dafür hat sich der materielle Zustand des Arztes wesentlich verbessert. Mein Kollege erkannte, was da ablief. Ohne Wissen seines Chefs riet er diesem Patienten, zu einem Urologen zu gehen. Die Zertrümmerung der Nierensteine erlöste den Kranken von seinem Leiden.

„Vater, du behandeltest Mr. Johnson schon 30 Jahre lang. Nun bin ich Arzt geworden und habe ihn innerhalb einer Woche geheilt.“

„Mein Sohn, wenn ich ihn in einer Woche geheilt hätte, hätten wir dann die Mittel gehabt, um dein Medizinstudium zu finanzieren?“

Das ist eine Anekdote, die das Leben geschrieben haben könnte.

Es kann der Eindruck entstehen, als ob der Begriff Ethik in der Medizin ein wahres Fremdwort wäre. Das stimmt aber nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Ärzte und Heilpraktiker, leider nicht alle, in einem Patienten einen kranken Menschen sieht und nicht ein sprudelnde Geldquelle. Denn Ärzte und Heilpraktiker verfügen wie andere Menschen auch über einen kompletten Satz an positiven und negativen Eigenschaften.

Um im Dickicht der Heilkunde nicht zu stolpern, wollen wir unsere Erkenntnisse auf den Punkt bringen:

 

Zu wem man nicht gehen sollte

l Zu „Schwarzmalern“, „Experimentierfreudigen“ und „Angebern“. Was das ist, erfahren Sie im Kapitel Wie der Patient den Heilpraktiker sieht.

l Fliehen Sie vor denen, die Ihnen einen 100-prozentigen Erfolg versprechen, die nicht in der Lage sind, die Effektivität ihrer Arbeit realistisch einzuschätzen und zwischen Erfolg und Misserfolg zu unterscheiden.

l Glauben Sie demjenigen nicht, der behauptet, seine Behandlungsmethode sei ein Allheilmittel.

l Gehen Sie nicht zu dem, der mit der Schulmedizin auf Kriegsfuß steht. Er schimpft über die Ärzte und behauptet, dass nur er Ihnen helfen könne.

l Verlassen Sie denjenigen, der eher „stirbt“, als dass er Sie zu einem anderen Fachmann überweist.

l Je unklarer und „wissenschaftlicher“ ein Heilpraktiker sich ausdrückt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er selbst nicht versteht, wovon er spricht.

l In der alternativen Medizin gibt es keine Titel. Wenn Ihnen ein „Präsident des Instituts für Parapsychologie“, ein „Mitglied der Akademie für Esoterik-Wissenschaften“ oder ein „Professor für Volksmedizin“ begegnet, können Sie sicher sein, dass vor Ihnen ein echter Scharlatan steht.

 

Zu wem man gehen kann

Þ  Zu dem, der eine staatliche Erlaubnis besitzt, die Heilkunde auszuüben.

Þ  Zu dem, den Ihnen Ihre Bekannten empfehlen, die sich selbst bei diesem Heilpraktiker haben behandeln lassen.

Þ  Erkundigen Sie sich danach, wie lange ein bestimmter Heilpraktiker seine Tätigkeit bereits ausübt. Je mehr Erfahrung er hat und je bekannter er ist, desto größer sind Ihre Chancen, bei ihm wieder gesund zu werden.

Þ Gehen Sie zu dem Heilpraktiker, der nicht nur eine einzige, sondern mehrere Behandlungsmethoden beherrscht. Und falls er doch nur eine beherrscht, soll er Sie unverzüglich an einen anderen Fachmann verweisen, wenn seine Behandlung nur schwach anschlägt.

Þ  Klammern Sie sich nicht an einen Heilpraktiker. Haben Sie keine Angst, den Heilpraktiker oder die Behandlungsmethode zu wechseln. Natürlich gilt das nur, wenn Sie mit dem Ergebnis Ihrer Behandlung nicht zufrieden sind.

Þ  Bewerten Sie den Heilpraktiker nach Kriterien, nach denen Sie auch einen Automechaniker oder einen Maler bewerten: Lassen Sie sich von Ihrer Sympathie und Ihrer Lebenserfahrung leiten und beobachten Sie ihn bei der Arbeit.

Þ  Bleiben Sie nicht bei dem Heilpraktiker, der Ihnen gleich am Anfang „Wunder“ verspricht, sondern bei dem, der Sie gut behandelt und dabei nicht versucht, sich bei Ihnen einzuschmeicheln. 


 

Was verschweigt die Werbung

 

Womit beginnt man die Suche nach einem Heilpraktiker? Wenn niemand aus dem Bekanntenkreis Sie darüber informieren kann, dann liest man Zeitungsanzeigen. Die Werbung ist aber eine tückische Sache. Der ganzen „Schönrednerei“ liegt eigentlich die schlichte Aufforderung zugrunde: „Geben Sie uns Ihr Geld“. Das betrifft sowohl die Werbung für Handys oder Versicherungen als auch die Werbung für alternative Medizin.

Es gibt eine allgemein gültige Regel:

Je mehr Werbung für ein Produkt gemacht wird und je übertriebener sie ist, desto schlechter ist das beworbene Produkt.

Was versuchen die Werbe-Strategen uns einzubläuen? Dass das Waschpulver „Seifenblase“ besser als andere Wachpulver ist.

Was verschweigt diese Werbung? Dass gerade dieses „Seifenblase“ ein ganz gewöhnliches Waschpulver ist, an dem nichts Besonderes ist.

Ist Werbung nur Betrug?

Überhaupt nicht. Ihre Aufgabe besteht darin, die Menschen in Versuchung zu führen und sie dazu zu bringen, einen bestimmten Betrag für diese Versuchung zu zahlen. Alles ist ehrlich. Jeder bekommt das, was er will.

Die Werbung für die Dienstleistungen eines Heilpraktikers hat ihre Besonderheiten. Wenn Sie die Werbung eines „Super-Heilers“ sehen, bedeutet das auf jeden Fall, dass er weniger Kunden hat als er sich wünscht. Es ist eigentlich eine Ausnahme, wenn ein Heilpraktiker genügend Patienten hat. Meistens sind das diejenigen, die nur zwei oder drei Mal in der Woche Sprechstunden abhalten oder halbtags arbeiten. Die meisten meiner Kollegen haben nicht viele Patienten - die Konkurrenz, wissen Sie! Aber bei weitem nicht alle von ihnen machen Werbung für sich zu. Warum? Weil: a) Sie können es nicht. b) Sie wollen kein Geld für Werbung verschwenden. c) Manche Kollegen meinen, Werbung sei ihrer unwürdig.

Wie gehen diejenigen vor, die mit Geld für Werbung nicht geizen?

Wie üblich: Sie versuchen, mit Interviews ins Fernsehen, in den Rundfunk oder in die Presse zu kommen, sie verteilen Broschüren, sie rufen ihre ehemaligen Patienten an, fragen, wie es ihnen geht, und erinnern sie unaufdringlich an sich. Wenn ein Heilpraktiker in Mode ist, dann funktioniert jede Art Werbung reibungslos. Heutzutage rentieren sich die Ausgaben für Werbung im Fernsehen überhaupt nicht (wir sprechen hier nur von der Werbung für Heilkunde). Nach Radiosendungen kommen nur einzelne neue Patienten in die Sprechstunden. Broschüren in Briefkästen einwerfen ist eine aufwendige Arbeit und auch ziemlich ineffektiv. Bleiben also nur die Zeitungen. Besonders beliebt sind dabei die Kleinanzeigen.

Beispiele für informierende Werbung:

Dr. Faust
Manualtherapeut  
Adresse

Sprechstunden ab…bis

 

Irisdiagnostik. Tel.:…

Das ist die ehrlichste Werbung. Im Grunde genommen ist es gar keine Werbung, sondern eine Anzeige, die informiert, wo man einen bestimmten Fachmann finden kann. Anzeigen dieser Art werden von Menschen gelesen, die irgendwie spüren, dass bei ihnen etwas nicht stimmt. Für die Patienten sind diese Anzeigen praktisch, aber dem Heilpraktiker nützten sie kaum.

Ein Beispiel für verführende Werbung:

Sie wollen abnehmen?

Dann sind Sie bei uns richtig!

Behandlung durch den berühmten Abnehmologen Dr. Fettsauger.

Neuartige Erfolgsmethode!

Nutzen Sie Ihre Chance!

Tel.: …

Wie effektiv die Behandlung bei Maestro Fettsauger ist, wird aus dieser Werbung natürlich nicht klar. Und die Einzigartigkeit seiner Methode ist auch zu bezweifeln. Außerdem haben Sie seinen berühmten Namen noch nie gehört. Dennoch sehe ich an dieser Werbung nichts Schlechtes. Erstens, wenn er solche Anzeigen inseriert, kann er wahrscheinlich doch etwas. Zweitens, Sie haben ja tatsächlich schon seit langem vor, abzunehmen, nicht wahr? Nur kommen Sie nicht dazu. Aber irgendwann muss man doch anfangen! Diese Werbung kann Ihnen also einen Ansporn dazu geben, das zu machen, was Sie schon längst vorhatten. Sie können dazu veranlasst werden, Ihre theoretischen Pläne in praktisches Handeln umzusetzen.

Ein Beispiel für eine prostituierende Werbung:

Oparationen ohne Messer!

Hellseher, Homöopath,

Irisdiagostiker, Manualtherapeut

Dr. Sauber

100-iger Erfolg garantiert!

Tel.: …

Warum habe ich dieses Opus als prostituierende Werbung bezeichnet? Weil Herr Sauber (der Name wurde verändert!) in Wirklichkeit nur ein mittelmäßiger Knocheneinrenker ist. Alles andere – operieren ohne Messer, hellsehen und die Irisdiagnostik – ist einfach Lüge, mit der er leichtgläubige Patienten anlocken will. Die Lüge ist im Heilwesen eine schwere Sünde. Einen Patienten zu belügen ist, wie ein leichtgläubiges Kind zu belügen 

Die letzte Werbe-Variante ist ein Zeitungsartikel. Pawel Taranow, ein russischer Wissenschaftler, schreibt in seinem Buch Geheimnisse des menschlichen Verhaltens: „Wenn ein Mensch einen Zeitungsartikel liest, wird er so leichtgläubig, dass man es nicht mehr erklären kann. Es entsteht eine Art Zusammenspiel von vollkommener Leichtgläubigkeit und hypnotisierender Faszination“.

Diese Faszination nutzen Politiker, Geschäftsleute und Heiler aus, indem sie über sich Zeitungsartikel schreiben lassen.

Ich würde nun den folgenden Schluss ziehen. Um mit Hilfe der Werbung „Ihren“ Heilpraktiker zu finden, sollten Sie 

Þ  Alle möglichen Anzeigen durchlesen und sich nicht mit der erstbesten zufrieden geben.

Þ  Auf alle Anzeigen anrufen, die Ihnen interessant erscheinen: Denn durch ein Telefongespräch erhalten Sie viel mehr Informationen als durch ein paar Werbesprüche.

Þ  Besuchen Sie drei oder vier Heilpraktiker, die beim Telefongespräch glaubwürdig klangen. Beobachten Sie sie und gehen Sie bei Ihrer Beurteilung von den Kriterien aus, die wir bereits angesprochen haben.

Þ  Bleiben Sie bei dem Heilpraktiker, den Sie intuitiv für den kompetentesten halten.
 

Wie viel kostet die Behandlung?

 Diese Gesetze lassen sich auf die alternative Medizin anwenden. Jeder Patient möchte nach einer einzigen Sitzung gesund sein, und zwar endgültig und für eine geringe Bezahlung. Das kommt aber selten vor. In Wirklichkeit sind mehrere Behandlungen notwendig, eine vollständige Genesung ist nicht garantiert und der Preis übersteigt Ihre Vorstellungen bei weitem. Rechnen Sie deshalb nicht damit, dass Ihnen 50 Euro reichen, wenn Sie zu einem Heilpraktiker gehen.

 Wie viel dann?

Sogar in ein und derselben Stadt können die Preise bei verschiedenen Spezialisten sehr weit auseinander liegen. In Europa bewegen sich die Preise, so weit ich weiß, von 30 bis 150 Euro pro Sitzung. Dabei braucht man mehrere Sitzungen.

Für welchen Heilpraktiker soll man sich entscheiden: für einen teuren oder einen billigen?

Der Spruch „Wir sind nicht so reich, dass wir uns billige Sachen leisten können“ passt in diesem Fall nicht. Wenn Sie Ihr Geld nicht aus dem Fenster schmeißen wollen, müssen Sie sich mit der Situation am Markt vertraut machen, bevor Sie einkaufen gehen. Die Heilkunde ist keine Waschmaschine. Heilkunde ist Handarbeit. Das von einem Meister hergestellte Produkt ist immer teurer als das von einem Gesellen. Und ein Experte ist teurer als ein Laie. Das ist ganz logisch. Häufig fällt der Preis der Behandlung aber höher aus, und zwar nicht auf Grund des Könnens des Spezialisten, sondern auf Grund der guten Lage der Praxis, der teuren Einrichtung oder der Ausstattung mit überflüssigen Apparaten. Und manchmal gibt es keinen Grund dafür – es ist einfach teurer. Ich kenne einige Kollegen, die ziemlich mittelmäßig sind, die aber für eine Behandlung 3 bis 5 Mal so viel verlangen wie andere. So bauen sie sich ein Image auf, dem der gutgläubige Patient gerne auf den Leim geht. Denn er glaubt: Je teurer, desto besser. Das stimmt aber überhaupt nicht.

Ein hoher Preis ist noch lange keine Garantie für die hohe Qualifikation des Heilpraktikers.

Deshalb geben Sie der „Faszination der großen Zahlen“ nicht nach. Wenn Sie zu einem Heilpraktiker gehen, achten Sie nicht auf den Preis, sondern darauf, wie groß Ihr Vertrauen in ihn ist, auch wenn dieses Kriterium nicht ganz objektiv ist. Am Anfang mag es Ihnen so vorkommen, als ob Sie einen guten Fachmann gefunden hätten. Wenn Sie aber nach der zweiten oder dritten Sitzung keine Besserung spüren, werden Sie Ihre Meinung ändern. Deshalb: 

Bezahlen Sie den vollen Behandlungspreis nie im Voraus.

Wenn Sie einen defekten Fernseher gekauft haben, bringen Sie ihn zweifellos wieder zurück. Wenn Sie aber an einen „defekten“ Heilpraktiker geraten, werden Sie Ihr Geld nie wieder zurückbekommen. Warum? Weil einem defekten Heiler Tausende Ausreden einfallen. „Vielleicht hat die Behandlung noch nicht ganz die gewünschten Ergebnisse gebracht, aber wir sind ja noch nicht fertig.“ „Ja, die Behandlung ist abgeschlossen. Sie meinen, dass wir zu keinem Ergebnis gekommen sind? Aber ich habe getan, was ich konnte. Wir können ja noch eine andere Therapie versuchen.“ „Was? Auch die zweite Behandlung hat Ihnen nicht geholfen? Manche Patienten können ganz schön hartnäckig sein.“ Der Heilpraktiker bekommt Ihr Geld und Sie sind von den alternativen Heilmethoden zutiefst enttäuscht.

Wie der Patient den Heilpraktiker sieht
 

Besonders beim ersten Mal ist für den Patienten der Besuch eines Heilpraktikers ein außergewöhnliches Ereignis. Deshalb ist seine Wahrnehmung in dieser Situation geschärft. Wenn Ihnen auffällt, dass der Empfangsraum geschmacklos eingerichtet ist oder wenn Sie irgendwelche Gerüche spüren oder wenn sich die Praxis am Ende der Welt befindet, ziehen Sie Schlussfolgerungen. Vielleicht wird der Heilpraktiker Sie genau so behandeln wie seinen Arbeitsplatz. Wenn aber alles sauber ist und mit Liebe eingerichtet, erhöhen sich die Chancen, dass er sich Ihnen gegenüber mit Respekt verhalten wird. Aber eine Behandlung „mit Respekt“ kostet in der Regel mehr als eine einfache.

Und jetzt kommt der Heilpraktiker persönlich. Nach der Art, wie Heilpraktiker das erste Gespräch mit dem Patienten führen, lassen sie sich in verschiedene Gruppen unterteilen: Schwarzmaler, Experimentierfreudige, Angeber und diejenigen, die ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen (sie sind in der Minderheit).

Schwarzmaler

Sie stellen Ihnen sofort eine erschreckende Diagnose, auf die Sie überhaupt nicht vorbereitet sind. Ihre Leber sei verunreinigt, das Herz befinde sich in einem kritischen Zustand, die Wirbelsäule tauge zu nichts mehr und in der Aura seien lauter Löcher. Es sei erwähnt, dass sie die Diagnose nie präzisieren. Sie reden nur allgemein. Es kommt aber auch vor, dass die Diagnose doch genannt wird. Dann ist es normalerweise „Krebs im Anfangsstadium“, der mit den üblichen Methoden nicht festzustellen sei, sondern nur mit des Heilpraktikers Methode, die in der Welt einmalig ist. Und natürlich ist er es, der Sie von diesem Krebs heilen kann. Er und kein anderer. Sicher wird das einiges kosten, schließlich seien jede Menge Behandlungen notwendig.

Fliehen Sie so schnell und so weit wie möglich vor diesem Diagnostiker. Seine Diagnose ist nichts anderes als eine Erfindung und ein Versuch, Sie an seinen Behandlungsstuhl zu fesseln.

Experimentierfreudige

In der Regel sind das Anfänger, denen es noch an Selbstsicherheit mangelt. „Haben Sie Migräne? Dann…. probieren wir vielleicht Kräuter. Wenn das nichts bringt, probieren wir etwas anderes. Haben Sie auch Verstopfung? Probieren wir jenes. Wer weiß, vielleicht hilft es.“

Vor diesen Heilpraktikern brauchen Sie nicht zu fliehen. Probieren Sie alle aus, besonders wenn es nicht so teuer ist. Nur rechnen Sie nicht damit, dass dabei ein befriedigender Behandlungserfolg herauskommt.

Angeber

Dieser Typ wird Sie so empfangen: „Haben Sie Migräne? Da ist nichts dabei, heilen wir sofort. Kräuter sind das beste Mittel. Was? Haben Sie auch noch Verstopfung? Warum kommen Sie ausgerechnet zu mir mit diesen Kleinigkeiten? Ich arbeite hauptsächlich mit hoffnungslosen Fällen. Wissen Sie überhaupt, von woher die Menschen zu mir kommen… Aber gut, wenn Sie schon mal da sind …. Hier ist die Rechnung.“

Da ist Vorsicht geboten. Um erfolgreich zu behandeln, muss sich der Heilpraktiker seiner Stärken sicher sein. Ein übertriebenes Selbstbewusstsein des Heilpraktikers kann Ihnen jedoch schaden. Ich persönlich würde nicht bei ihm bleiben.

Bei wem dann? Bei dem, dem ich intuitiv glauben würde. Bei dem, der mir verständlich erklären würde, was ich habe und wie er mich behandeln wird, der mir nicht gleich eine Wunderheilung versprechen und zugeben würde, mit wie vielen (eine ungefähre Zahl) ähnlichen Fällen er bereits Erfahrung gesammelt hat und welche Ergebnisse er bei den Behandlungen erzielen konnte. 

Verlassen Sie sich letztendlich auf Ihre Intuition. Bei der Wahl des Heilpraktikers gibt es keine allgemein gültigen Kriterien.
 

Wie der Heilpraktiker den Patienten sieht

 

Nicht nur die Heilpraktiker, auch die Patienten lassen sich in mehrere Gruppen unterteilen. Nachstehend einige davon.

Das Kaninchen vor der Schlange

Dieser Patient hat den Heilpraktiker noch gar nicht gesehen, glaubt aber bereits an seine Kraft, Meisterschaft und Auserwähltheit. Er lauscht jedem Wort und jedem Atemzug des „bekannten Magiers“, über den sogar in den Zeitungen geschrieben wurde. Er heftet den Blick an jede seiner Gesten. Jede Dummheit hält er für eine „esoterische Offenbarung“.

Diese Kaninchen lassen sich leicht mit Glauben an Erfolg und mit Iatrogenie (Krankheit, die unabsichtlich bei der Behandlung suggeriert wird) infizieren. Deshalb wissen erfahrene Fachleute, dass man mit diesen Patienten vorsichtig sein muss. Wenn sie mit ihnen sprechen, verhalten sie sich wie ein vor Optimismus strotzender Präsident, der auf die Fragen listiger Journalisten nur verschwommen antwortet.
 

Der Träger des Krankheitskreuzes

Diese Patienten wissen von vorneherein, dass ihnen niemand helfen kann. Während des Gesprächs mit dem Heilpraktiker suchen sie unbewusst nach Beweisen dafür. „Er sieht irgendwie komisch aus“, „Seine Antworten sind nicht ganz klar“ und „Was mache ich hier überhaupt?“ Man braucht sich nicht zu wundern, wenn der Heilpraktiker mit einem solchen Patienten wie ein Erzieher mit einem kleinen, unvernünftigen Kind spricht. Sonst würde der Patient ihm nicht glauben.  
 

Der Träger des Gesundheitskreuzes

Nein, das ist kein Irrtum – solche Patienten gibt es auch. Das sind übrigens keine gesunden Menschen, im Gegenteil, sie sind, genau so wie die letzteren, ständig krank. Der einzige Unterschied liegt in ihrer Einstellung dem Heilpraktiker gegenüber: „Sie halten mich am Leben… Ich werde so lange zu Ihnen kommen, wie es nötig ist… Nur Sie können mir helfen“.

Diesen Menschen geht es tatsächlich besser, wenn sie sich ständig irgendwo behandeln lassen können. Wo und von wem – das spielt dabei keine Rolle. Hauptsache, sie können sich an jemanden wenden, bei jemandem über ihre Leiden klagen und sich einer Behandlung unterziehen, um etwas „Energie zu tanken“.

 

Der alle Tricks kennt

Das ist ein Patiententyp, der mit einem Heilpraktiker in einer Weise spricht, als ob er ein Staatsoberhaupt oder Oberlehrer wäre, der Heilpraktiker bestenfalls Kellner oder Grundschüler. „Und? Wie werden wir die Behandlung durchziehen?“ fragt dieser Patient laut. Und in seinen Gedanken fügt er hinzu: „Ja, ja, belehren Sie mich nur – ich falle auf keinen Ihrer Tricks herein, ich bin ja nicht blöd.“

 Diese Patienten sind schwierig, aber nicht hoffnungslos. Ihr Verhalten ist nur ein Schutzschild. Schutz wovor? Eigentlich vor nichts, einfach sicherheitshalber – so eine Art Gewohnheit. Wie kann man diesen Schutz durchbrechen? Häufig passiert es, dass der Heilpraktiker ihn einfach vor die Tür setzt. Wenn es aber dem Heilpraktiker gelingt, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten und das Vertrauen des Patienten zu gewinnen, dann ist eine erfolgreiche Behandlung garantiert.

 Es gibt noch viele andere Typen. Ein Heilpraktiker oder Alternativmediziner „schaut“ nicht einfach so auf den Patienten, sondern versucht bereits beim ersten Kontakt, eine ungefähre Diagnose zu stellen. Deshalb müssen wir unbedingt darüber sprechen, was unter alternativer Diagnostik eigentlich zu verstehen ist.

Dr. Alexandre Strasny 
 DER KLEINE HEILPRAKTIKER  
Ein Handbuch für passionierte Heilpraktiker und beharrliche Patienten

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